Organisierte Kriminalität passt sich Pandemie an

Lesen Sie den originalen Artikel: Organisierte Kriminalität passt sich Pandemie an


Die Organisierte Kriminalität hat schnell auf die Pandemie reagiert.

Die Pandemie bringt Veränderungen in allen Lebensbereichen mit sich, auch im Bereich der Organisierten Kriminalität (OK). Denn die internationalen Verbrecherbanden sind unglaublich agil. Sie haben schnell auf die Pandemie reagiert und berauben Unternehmen, Gesellschaften und Regierungen dringend benötigter Einnahmen und profitieren vom menschlichen Elend. Internationale Zusammenarbeit ist der beste Weg, um der anhaltenden Bedrohung durch OK zu begegnen. Diese muss grenzüberschreitend und branchenübergreifend sein und kulturelle Widerstände überwinden.

Organisierte Kriminalität im Cyberspace

Die Verbrecherbanden haben ihre Aktivitäten in den Cyberspace verlagert. Sie agieren über geografische Grenzen hinweg und verbergen sich hinter anonymisierenden Internet-Browsern. Das organisierte Verbrechen bewegt sich in einer Schattenwelt. Deshalb ist es so schwer zu bekämpfen.

Die größeren herkömmlichen internationalen Verbrecherbanden sind oft hierarchisch organisiert, aber sie können auch als Teil kleinerer, lose verbundener Netzwerke arbeiten. Die kriminellen Netzwerke sind im Drogen- und Menschen- und Waffenhandel aktiv, sie handeln mit menschlichen Organen und ziehen Profit aus Produktfälschung, illegaler Abholzung und dem illegalen Bergbau.

Genaue aktuelle Daten sind schwer zu beschaffen, aber einige Schätzungen gehen davon aus, dass sich der Wert der OK auf über zwei Billionen US-Dollar pro Jahr beläuft und damit mehr als 1,4 % des globalen Bruttoinlandprodukts ausmacht. Mehr als 5.000 international operierende Banden werden von der EU-Strafverfolgungsbehörde Europol untersucht.

Hinwendung zu Fälschungen in Zeiten der Pandemie

Wie agil die OK sein kann, konnte man beim Ausbruch der Covid-19-Pandemie beobachten. Die internationalen Verbrecherbanden haben auf die Grenzschließungen, die zu massiven Störungen der globalen Lieferketten führten, schnell reagiert. Während sie noch bis vor einigen Monaten Profit aus grenzüberschreitendem Drogen- und Migrantenschmuggel gezogen haben, konzentrieren sie sich nun verstärkt auf den Versand von gefälschten Arzneimitteln, Medizinprodukten und anderen derzeit stark nachgefragten Artikeln.

Während der globalen Gesundheits- und Finanzkrise konnte die OK wachsen und gedeihen. So wurden im Rahmen der von der internationale Polizeibehörde Interpol initiierten Operation „Pangea“ in 90 Ländern mehr als 48.000 verdächtige Waren, darunter potenziell gefährliche Arzneimittel im Wert von 14 Millionen US-Dollar, beschlagnahmt. Dabei wurden auch 37.000 nicht autorisierte und gefälschte medizinische Geräte gefunden, vor allem chirurgische Masken und Selbsttest-Kits. Interpol zufolge gelang es, 37 Gruppen der OK aufzuspüren. Die internationale Polizeiorganisation räumte jedoch auch ein, dass dies nur die Spitze des Eisbergs sei.

https://www.sicherheit.info/nanotechnologie-mit-partikeln-gegen-plagiate

Der Kampf ist noch nicht verloren

In diesem Punkt hat Interpol Recht. Die OK hat den Vorteil der Überraschung. Sie ist äußerst flexibel, arbeitet über verschiedene Gerichtsbarkeiten hinweg und ist nicht an lokale Vorschriften oder Gesetze gebunden. Keine Branche und kein Land werden von der OK verschont. Der Kampf gegen das organisierte Verbrechen ist jedoch keine verlorene Sache. Kollaborative Technologien erlauben es, Informationen unkompliziert und schnell auszutauschen. Dies bietet die enorme Chance, eine wirklich globale Allianz gegen die internationalen Verbrecherbanden zu schmieden.

In der Vergangenheit war dies aufgrund organisatorischer „Silos“ zwischen Betrugs-, Finanzkriminalitäts- und Cyberkriminalitätsteams und der Zurückhaltung beim Austausch sensibler Informationen aus Angst vor den Auswirkungen auf die Reputation des Unternehmens und aus Wettbewerbsgründen schwierig.

Internationale Initiative

Mit Initiativen wie „The Intelligence Network“, das vor zwei Jahren von BAE Systems ins Leben gerufen wurde und das mittlerweile mehr als 1.800 Mitglieder hat, ändert sich dies jedoch. Dessen Vision ist es, durch radikales Vertrauen eine neue Kultur aufzubauen, die Erfassung von Bedrohungsinformationen zu standardisieren und so zum Kampf gegen die Cyberkriminalität auf globaler Ebene beizutragen. Die Versicherungsbranche wird durch das organisierte Verbrechen ernsthaft in Mitleidenschaft gezogen, und es sind die Versicherungsnehmer, die am Ende den Preis durch höhere Prämien zahlen müssen. Deshalb hat man eine internationale Konferenz zum Thema Versicherungsbetrug ins Leben gerufen, bei der 16 Länder und mehr als 50 Referenten zusammenkamen, um über die besten Vorgehensweisen der Branche und über Informationsaustausch zu diskutieren.

OK wird uns in der einen oder anderen Form immer begleiten. Aber auch wenn wir sie nicht vollständig ausrotten können, so können wir doch ihre finanziellen und gesellschaftlichen Auswirkungen erheblich reduzieren. Das bedeutet, dass wir effektiver zusammenarbeiten müssen. Wir müssen das Vertrauen haben, Erkenntnisse mit Regulierungsbehörden, Strafverfolgungsbehörden und Branchenkollegen auszutauschen. Nur so wird es uns gelingen, für alle einen Nutzen zu erzielen. Es geht es nicht darum, einzelne Bienen zu zerquetschen. Es geht darum, die Bienenstöcke auszuräuchern, um den kriminellen Banden das Handwerk zu legen.

Dennis Toomey, Global Director, Counter Fraud Analytics and Insurance Solutions, bei BAE Systems Applied Intelligence


Lesen Sie den originalen Artikel: Organisierte Kriminalität passt sich Pandemie an