Warum Zutrittskontrollsysteme flexibel bleiben sollten

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PROTECTOR sprach mit dem Unternehmensgründer Rolf Maniago über die Entwicklung von Zutrittskontrollsystemen, seine 42-jährige Erfahrung in der Branche, und die Besonderheiten seiner neuesten Lösung.

PROTECTOR sprach mit dem Unternehmensgründer Rolf Maniago über die Entwicklung von Zutrittskontrollsystemen, seine 42-jährige Erfahrung in der Branche, und die Besonderheiten seiner neuesten Lösung.

Maniago hat eine neue, online- und offline-basierte Zutrittskontrolle auf den Markt gebracht. Welche Besonderheiten bietet sie und worin unterscheidet sie sich von anderen Systemlösungen im Markt?

Rolf Maniago: Im Wesentlichen ist unsere Hardware skalierbar und sie ist in der Lage, mit einer Türsteuereinheit oder mit bis zu 16 Türsteuereinheiten in einem Gehäuse zu arbeiten, je nach Bedarf und Anforderungen. Welche das sind, entscheidet der Kunde nach seinen Gebäudeabschnitten beziehungsweise nach seiner Sicherheitspriorität. Wenn beispielsweise ein zentrales Element der Steuereinheit defekt ist, etwa die Stromversorgung, dann fallen normalerweise auch alle Türansteuerungen aus, die in diese Steuereinheit integriert sind. Nimmt man nur eine Türsteuereinheit mit nur einem Kernel (Betriebssystemkern), dann wird bei einer Störung auch nur eine Türe nicht mehr begangen werden können. Somit kann man sich beliebig zwischen einer Türe und 16 Türen entscheiden. Wesentliches Merkmal für diese Ausfallsicherheit in unserem Zutrittskontroll-Netzwerk ist, dass jede Steuereinheit für sich gesehen einen Master darstellt. Wir haben keine Master-Slave-Anordnung, wo bei einer Störung des Masters auch die Slaves nicht mehr funktionieren. Jede Tür und jeder Türenblock ist autark steuerbar, und unabhängig von einer übergeordneten Zutrittskontrollzentrale.

Logische Verknüpfungen in der Entwicklung ermöglichen

Welchen konkreten Nutzen hat der Anwender, wenn es sich für die Zutrittskontrolle von Maniago entscheidet?

Wir haben einen internen Namen für unserer neue Zutrittskontrolle: „ZK LI-Koppler“. „LI“ steht dabei für Laser-Interface, um deutlich zu machen, dass wir keine Einschränkungen in den Leservarianten haben werden. Es wird also möglich sein, sowohl die traditionelle Wiegand-Schnittstelle als auch eine moderne Schnittstelle zu verwenden, darüber hinaus natürlich BLE (Bluetooth Low Energy), NFC (Nahfeldkommunikation), und alles andere, das man sich wünschen kann. Auch Verknüpfungen spielen eine große Rolle. Nehmen wir zum Beispiel an, ein Kunde verfügt über eine PKW- und eine LKW-Einfahrt mit Waage. Bei der Einfahrt wird das Bruttogewicht ermittelt, bei der Ausfahrt wird nochmal gewogen, um die Nettoladung zu ermitteln. Das Waagesystem liefert der Zutrittskontrolle ein Signal, wenn zum Beispiel ein Gewichtslimit unterschritten wurde. So kann man feststellen, ob ein PKW auf der LKW-Einfahrtsspur fährt, und er somit keinen Zugang bekommt, obwohl er eine berechtigte Ausweiskarte hat. Denn das zweite Kriterium, nämlich sein Gewicht, schließt ihn aus.

Das ist technisch gesehen vielleicht nicht die allergrößte Hürde, aber der Nutzen der Anwendung ist groß. Wir wollen mit solchen Beispielen vor allem zeigen, dass wir für alle Anforderungen eine Lösung bieten können, auch für solche, mit denen vor ein paar Monaten noch niemand rechnen konnte. Vor kurzem gab es zum Beispiel eine Anfrage, ob wir ein automatisches Fieberthermometer an unsere Zutrittskontrolle anschließen können, um dann einer eigentlich zutrittsberechtigten Person aufgrund des zweiten Kriteriums, nämlich dem Fieber, den Zutritt zu verweigern. Dies war möglich, weil wir in Bezug auf das Zugangskontrollsystem eine so genannte speicherprogrammierbare Steuerung verwenden. So können wir logische Verknüpfungen vom Zutrittswunsch abhängig machen.

Beratung der Nutzer hat hohen Stellenwert für Maniago

Mit dieser Methode scheinen den Anwendungsszenarien keine Grenzen gesetzt. Wird Ihren Kunden womöglich erst im konkreten Gespräch klar, was alles möglich ist?

Ja, das ist häufig der Fall, wenn man in der Diskussion verschiedene Möglichkeiten anhand von Beispielen erklärt. Das muss jetzt nicht immer die konkrete Anwendung betreffen, aber allein anhand eines Beispiels, kann man die Phantasie beim Interessenten wecken. In der Konstruktions- und der Entwicklungsphase, wäre es natürlich sehr überheblich zu sagen, wir haben an alles gedacht. Wer hätte beispielsweise vor Corona mit dem Wunsch eines automatischen Fieberthermometers gerechnet?

Umso wichtiger ist es, darauf zu achten, in der Entwicklung eines Zutrittskontrollsystems keinen Einschränkungen zu unterliegen. Das heißt, die einzelnen Elemente sollten aktiviert und deaktiviert werden können. Das ist eine Konfigurationsaufgabe in der Software. Im Grundausbau sind diese Funktionen enthalten, der geübte Anwender es selbst skalieren, was aber in der Regel an der nötigen Erfahrung scheitert. Deswegen werden solche Dinge oft von uns im Nachhinein parametriert.

Foto: Maniago

Gebäudesicherheit ganzheitlich und gewerkübergreifend gedacht: Die modular konstruierte Zutrittskontrolle ZK-LI von Maniago erlaubt freie Skalierbarkeit und unbegrenzte Erweiterung mit Komponenten nach Bedarf (blau). Eine offene Systemarchitektur ermöglicht die Anbindung zusätzlicher Gewerke (grün + grau). Die Steuerung und Kontrolle aller beteiligten Systeme erfolgt gebündelt über eine gemeinsame Bedienoberfläche in der Sicherheitszentrale (rot).

Bedeutung der Systemsicherheit von Zutrittskontrollsystemen

Ein großes Thema in der Sicherheitstechnik-Branche allgemein ist im Moment die Systemsicherheit beziehungsweise die Frage, wie Systeme, die für Sicherheit sorgen sollen, vor Cyberangriffen geschützt werden. Wer steht Ihrer Meinung hierfür in der Pflicht? Der Hersteller, der Errichter, der Nutzer?

Einerseits der Hersteller, aber auch der Endkunde. Der Hersteller bietet, wenn er geschickt agiert, das konservative System an, das auf einem Rechner läuft, der ausschließlich Zugriff auf das Zutrittskontrollnetz. Dies ist die eine, sichere Variante. Die andere Möglichkeit ist eine webbasierte Variante, die der Anwender wählt, wenn er der Ansicht ist, dass ihm diese in pucto Sicherheit ausreicht. Man sollte dem Kunden aber klar machen, wo die Unterschiede liegen und ihm dann die Entscheidung überlassen, ob er eine Lösung als reines Organisationsinstrument, oder als ein Organisations- und als ein Sicherheitsinstrument braucht. Denn nicht jede Anforderung benötigt auch zwangsläufig Sicherheit.

Wenn es zum Beispiel um die Organisation der Zufahrt in ein Kieswerk geht, die über eine Straße für das Kleinkörnige und eine andere für das Grobkörnige verfügt, wird wahrscheinlich kein großer Schaden entstehen, wenn hier mal jemand die Spur wechselt. Wenn es dagegen um die Entwicklungsabteilung elektronischer Baugruppen geht, wäre es natürlich ein Problem, wenn sich ein Unbefugter Zugang zu diesem sensiblen Bereich verschaffen würde.

Was vor 42 Jahren unter Zutrittskontrolle verstanden wurde

Sie haben Maniago bereits im Jahr 1978 gegründet. Sicherlich hilft Ihnen Ihre Erfahrung heute enorm bei der Entwicklung und Beratung Ihrer Kunden?

Natürlich verfügen wir, eben weil wir schon so lange am Markt sind, über einen großen Fundus an Erfahrungen. Wobei vieles von damals heute im Prinzip nicht mehr brauchbar ist, weil sich die Technologien weiter entwickelt haben. In den letzten 42 Jahren hat sich enorm viel getan. Wenn ich an 1978 zurück denke, dann war das eine Zeit, in der man noch sehr häufig den Magnetstreifen-Leser verwendet hat. Da diese nicht vollständig wassergeschützt waren, hat man ein Regeschutzdach darüber gebaut, und gegen den Frostschutz baute man eine Glühbirne ein, die über einen Thermostat immer wieder ein- und ausgeschaltet wurde, damit der Magnetstreifen-Leser auch eine geregelte Heizung hatte. Im Rückblick klingt das natürlich sehr aufwändig, unzuverlässig, und vor allem kurios. Aber das war damals eben der Standard.


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